In der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik bezieht sich der Begriff Orientierung auf die räumliche Ausrichtung der Kristallgitterebenen eines Materials. Dies ist besonders wichtig bei polykristallinen Werkstoffen, da die Orientierung der einzelnen Körner die mechanischen und physikalischen Eigenschaften des gesamten Materials stark beeinflussen kann.
Fehlorientierungen und Orientierungsunterschiede spielen dabei eine wesentliche Rolle. Fehlorientierung beschreibt die Abweichung der Orientierung eines bestimmten Kristallkorns von einer Referenzorientierung. Diese Unterschiede können durch verschiedene Faktoren wie plastische Deformation oder thermische Spannungen entstehen.
Die automatische Kristallorientierungskartierung (EBSD) ist eine wertvolle Technik zur Bestimmung der kristallografischen Orientierung in Mikrometer- und Nanometerbereichen. Diese Technologie ermöglicht eine detaillierte Analyse der Mikrostruktur eines Materials und liefert wichtige Informationen zu Orientierungswinkeln und Kalzitorientierung.
Darüber hinaus sind Schnittstellenorientierung und Rissorientierung von Bedeutung. Die Schnittstellenorientierung bezieht sich auf die Ausrichtung der Grenzflächen zwischen unterschiedlichen Kristallkörnern, während die Rissorientierung die Ausrichtung von Rissen innerhalb des Materials beschreibt, was entscheidend für das Versagensverhalten ist.
Ein weiteres Konzept ist die Kernelmittelwert Fehlorientierung (KAM), welche die lokale Fehlorientierung innerhalb eines Korns angibt und als Indikator für plastische Verformung dient. Zudem gibt es spezifische Ausrichtungen wie die harte Orientierung und den Faserorientierungstensoren. Harte Orientierungen sind solche, bei denen eine obere Grenze der Kristallverformbarkeit erreicht wird. Faserorientierungstensoren beschreiben die bevorzugte Ausrichtung der Fasern in Verbundwerkstoffen, was die mechanischen Eigenschaften dieser Werkstoffe beeinflusst.
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