In dieser Arbeit wird der Keimbildungsmechanismus von rekristallisierten, kubisch orientierten Körnern auf der RD-TD-Oberfläche sowie im RD-ND-Querschnitt (RD – rolling direction – Walzrichtung; TD – transverse direction – Querrichtung; ND – normal direction – Normalrichtung) einer Probe der Legierung Ni5W bei einer Dehnung von 5,1 mittels der quasi-in-situ EBSD-Technik untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass sich bei einer Dehnung von 5,1 ein ausgeprägtes Scherband auf der RD-TD-Oberfläche des Ni5W-Probe bildet. Rekristallisierte Körner keimen bevorzugt in der Nähe dieses Scherbandes und zeigen eine stärker ausgeprägte Rekristallisationskeimbildung als im RD-ND-Querschnitt. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die rekristallisierten kubischen Körner der Ni5W-Probe bei einer Dehnung von 5,1 nicht aus den ursprünglichen kubischen Walzkörnern stammen. Sie entstehen vielmehr durch Zwillingsbildung von S-orientierten Körnern. Diese Erkenntnis klärt die Herkunft der rekristallisierten kubischen Körner. Die Arbeit legt eine theoretische Grundlage für die großtechnische Herstellung von Ni5W-Legierungen und unterstützt die praktische Anwendung von hochfrequenten supraleitenden Beschichtungsleitern der zweiten Generation. Dies ist von großer wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung.