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01.08.2024
Stellen angerissene Spannbacken des Vierbackenfutters einer Großdrehmaschine eine Unfallgefahr dar?
J. Rockel , E. Cagliyan , B. Fischer und A. Neidel
Alle Spannbacken des Vierbackenfutters der Planscheibe einer Großdrehmaschine wurden dem untersuchenden Werkstoffprüflabor für eine werkstofftechnische Schadensuntersuchung angeliefert. Alle vier Spannbacken hatten im Übergangsradius zwischen einer der Spannflächen und dem langen Backenteil Risse. Die Risse waren mit unbewaffnetem Auge gerade eben zu erkennen und wurden von einem aufmerksamen Mechaniker entdeckt. Eine der Spannbacken wurde für eine weiterführende werkstofftechnische Untersuchung ausgewählt. Letztere umfasste das Öffnen des Risses für eine fraktographische Bewertung, eine funkenspektrometrische Einordnung des Werkstoffes, die Anfertigung einer Schliffprobe und eine Härteprüfung. Die Risse sind durch wiederholte Überbeanspruchungen der Anrissstellen an den Übergangsradien entstanden. Es handelt sich also nicht um eine einmalige Überlastung, sondern um eine folge mehrerer Überlastungen, von denen eine allein nicht zum Anriss der Spannbacken geführt hätte. Eine Gefährdung des Personals bestand zu keiner Zeit, da der weiche, zähe Kern der einsatzgehärteten Spannbacken den Rissfortschritt verlangsamt, wenn nicht sogar die Risse aufgefangen hat. Ein plötzliches katastrophales Versagen der Spannbacken durch Abbrechen, ggf. verbunden mit dem Abstürzen tonnenschwerer Bauteile, war deshalb zu jedem Zeitpunkt ausgeschlossen. Das Härteverfahren Einsatzhärten war deshalb richtig gewählt worden, weil ein Durchhärten der Spannbacken den beschriebenen gefährlichen Schadenshergang ermöglicht hätte.

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Rockel, J., Cagliyan, E., Fischer, B. and Neidel, A.. "Do cracked jaws of the four-jaw chuck of a large lathe pose a danger?" https://doi.org/10.1515/pm-2024-0048 © 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston, Germany

Zeitschrift

Practical Metallography, vol. 61, no. 8, 2024, pp. 552-560

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