In diesem Beitrag werden die interessantesten und lehrreichsten Schadensfälle vorgestellt, die dem Autor in über 20 Jahren Laborpraxis am Gasturbinenwerk in Berlin als Leiter des Materialtestlabors der Abteilung Power and Gas von Siemens begegnet sind. Die Fallstudien werden gemäß der VDI-Richtlinie 3822, dem deutschen Leitfaden für Schadensfallanalysten zur Organisation und Durchführung Schadensursachenanalysen, vorgestellt und kategorisiert. Es wurde versucht, jede der vier wichtigsten Kategorien von Schadensursachen vorzustellen, nämlich Schäden aufgrund von mechanischer Belastung, Korrosionsschäden, Schäden aufgrund von thermischer Belastung und tribologische Schäden. Die Fallstudien beinhalten Schäden an Komponenten von Turbomaschinen durch Überlast, Spannungskorrosionsrisse, interkristalline Korrosion, Wasserstoffversprödung, Heißrisse, Reibung, Erosion und Adhäsionsverschleiß. Betroffene Komponenten umfassen Ventile, Halteringe, Rohre, Brenner, Rotorscheiben, Hubösen und Gehäuse. Einige der vorgestellten Fälle wurden zwischen Oktober 2011 und heute in der neuen Rubrik „Schadensfälle“ von Praktische Metallographie veröffentlicht. Bei anderen handelte es sich um mündliche Vorträge bei den Metallographie-Konferenzen und bei den jährlichen Schadensfall-Konferenzen „VDI Jahrestagung Schadensanalyse“, die in dieser Zeit stattfanden. Bei den Schadensfällen in diesem Beitrag steht die werkstofftechnische Bewertung von Schadensursachen im Mittelpunkt der Diskussion. Es handelt sich dabei um den Ansatz, der in vielen kleinen und industriellen Laboren zum Einsatz kommt. Ein holistischer Ansatz eines Schadensfalls, der Berechnungs- und Simulationsmethoden wie Finite-Element-Analyse umfasst und auch eine Kenntnis der betriebsbedingten Spannungen, die vom Design vorgesehen waren, und der tatsächlichen Belastungssituation des ausgefallenen Teils voraussetzt, ist nicht Ziel dieses Beitrags.