Kriechen bezeichnet die langsame und fortschreitende Verformung eines Materials, das über einen längeren Zeitraum einer konstanten Belastung ausgesetzt ist. Dieses Phänomen ist besonders bei hohen Temperaturen bedeutend, kann jedoch auch bei Raumtemperatur in bestimmten Materialien auftreten. Das Kriechen kann die Leistung und Lebensdauer von Strukturbauteilen erheblich beeinträchtigen und ist daher ein wichtiger Aspekt in der Werkstoffwissenschaft und -technik.
Die drei Hauptstadien des Kriechens sind primäres Kriechen, sekundäres Kriechen und tertiäres Kriechen. Primäres Kriechen zeichnet sich durch eine hohe Verformungsrate aus, die mit der Zeit abnimmt. Sekundäres Kriechen, auch stationäres Kriechen genannt, weist eine konstante Verformungsrate auf und ist oft die längste Phase. Tertiäres Kriechen beinhaltet eine beschleunigte Verformungsrate, die zum Bruch des Materials führt.
Zu den verwandten Begriffen gehören Hochtemperaturkriechen, das das Kriechverhalten bei erhöhten Temperaturen beschreibt, sowie Versetzungskriechen, ein Mechanismus, bei dem das Material sich aufgrund der Bewegung von Versetzungen verformt. Faktoren, die das Kriechverhalten beeinflussen, sind Temperatur, angewandte Spannung, Materialzusammensetzung und Umweltbedingungen. Zugkriechprüfungen und Kriechverhalten unter Kompression sind herausragende Methoden zur Bewertung des Kriechverhaltens von Materialien.
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